Mit Gott ringen

„Ärzte ringen mit dem Tod, ich ringe mit Gott.“ Dieser Satz ist mir nach einer sehr emotionalen Beerdigung in den Sinn gekommen.

Ringen mit Gott – mit Gott ringen. Natürlich fällt mir dabei auch die Geschichte von Jakob ein, der mit Gott kämpft und am Ende Gott einen Segen „abringt“ (1. Mose 32,23–33). Wenn ich Menschen in besonders tragischen Situationen begleiten darf – gerade nachdem Ärzte den Kampf gegen den Tod verloren haben – dann ringe ich quasi im Namen dieser Menschen mit Gott. Ich trete für und mit Ihnen mit Gott in Kontakt gehe in den Clinch – in den drücke mich so nah an ihn ran wie es geht –  und schaue, ob ich nicht irgendetwas hilfreiches, irgendeinen Segen erringen kann.

„Ärzte ringen mit dem Tod, ich ringe mit Gott.“ Ich denke bei dem Bild auch an Blood Bowl, ein Miniaturenfootballspiel, in dem die unterschiedlichste Kreaturen sich um einen Ball kloppen und dabei immer wieder niederringen. Ich mag dieses Spiel, weil es in ihm bis zu einem gewissen Grade egal ist, ob die eigene Mannschaft stärker oder schwächer ist, als die des Gegenübers – es gibt einen hohen Glücksfaktor. Und – auch ganz wichtig – das Spiel liebt von seinem Humor und den abstrusesten Sonderfähigkeiten und Überraschungen. In diesem Spiel wäre Gott vermutlich der große Überspieler, dessen Sonderfähigkeiten und Kräfte alle Tabellen sprengen und ich als Pfarrer wäre der spezialisierte Blocker. Schon rein optisch ist klar, dass der Blocker kaum eine Chance hat. Aber mit ein bisschen Unterstützung – vielleicht durch einen Feldspieler (Angehörige, Freunde) oder einen Blitzer (guter Bestatter) steigen die Chancen ganz gehörig. Und hey: Irgendetwas wird auf jeden Fall rauskommen und sei es nur eine schöne Spielszene.

„Ärzte ringen mit dem Tod, ich ringe mit Gott.“ Ich weiß nicht, wie gut dieses Bild wirklich ist – aber für mich stimmt es gerade. Ich ringe oft mit Gott und ich tue es gerne, ganz besonders für meine Mitmenschen. Ich habe sogar den Eindruck, dass ich darin echt gut bin und ich freue mich immer wieder die Nähe Gottes zu spüren und sei es im chancenlosen Clinch – die Nähe Gottes ist immer ein Segen.

David Raasch