Neulich beim Larp – wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind

Neulich beim Larp – wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind

Menschen in Mittelalterlicher Gewandung im Wald.

Neulich war ich wieder beim LARP. LARP, das heißt, dass wir Rollenspiel in live machen. Wir haben Kostüme (Gewandung) an und spielen in unserer Scheinwelt. Es gibt eine Art Drehbuch, den Plot, was passieren könnte. Da jede Person nicht nur teilnimmt, sondern auch ihren Teil zur Handlung beiträgt, geht die Geschichte manchmal Umwege. Organisiert wurde das LARP von kirchlichen Mitarbeiten und war eine kirchliche Veranstaltung.

Ist es Kirche, wenn Menschen in Gewandung durch die Gegend laufen und um den Plot zu lösen das eine oder andere Ritual durchführen, Dämonen beschwören, im Spiel fremde ausgedachte Götter anbeten? Kleiner Spoiler: Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich denke trotzdem, genau das ist Kirche.

LARP ist ein Spiel und es gibt einen Unterschied zwischen dem Spiel (In-Time/IT) und der realen Welt (Out-Time/OT). Im Spiel spiele ich meinen Charakter, meine Rolle. Mit meinem Charakter kann ich mich ausprobieren. Ich kann besonders nett oder auch besonders böse sein. Ich kann mutig oder schüchtern spielen. Ich habe dadurch die Möglichkeit, mich in andere Rollen und Denkmuster einzufinden. Im Spiel kann ich Dinge machen, die ich in der realen Welt nicht machen kann oder auch nicht machen würde. Ich kann mich ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Wie fühlt es sich an, wenn ich auf schwierige Fragen, immer eine einfache Antwort bekomme. Meistens ist es einfach die Verärgerung irgendeiner Gottheit. Dann müssen wir alle nur noch die Gottheit besänftigen und die Welt ist wieder ok. Vielleicht gibt es auch noch vorher eine Schlacht gegen irgendwelche Wesenheiten, die es verhindern wollen oder ein bis hundert Rätsel, die vorher gelöst werden müssen. Meistens passiert das letzte finale Ritual kurz vor dem letzten Abend. Und alle Helden können sich in der Taverne ihre Heldentaten oder auch Nicht-Heldentaten, weil sie lieber geflohen sind, erzählen. Vielleicht wird dabei auch noch die eine oder andere Intrige gesponnen, mit der die Geschichte beim nächsten Treffen weiter geht.

Das passiert alles im Spiel (In-Time/IT). Doch auch außerhalb des Spiels passiert etwas. Wir freuen uns, dass wir uns wiedersehen und erzählen uns beim Aufbauen noch die ein oder andere Sache, was wir im realen Leben erlebt haben. Unser Spiel funktioniert nur deswegen so gut, weil wir im OT, außerhalb des Spiels, aufeinander Acht geben und wir die Spielangebote unserer Mitspielenden annehmen und darauf eingehen. Wenn ein Mensch mit einer Waffe vor mir steht und mich böse bedroht, dann spiele ich IT diese Angst, die ich haben sollte, auch aus. Und das auch, wenn der Mensch mir OT keine Angst macht. Wenn ich merke, dass es einem Menschen nicht gut geht, dann falle ich aus meiner Rolle und kümmere mich um ihn. Zwischendurch gibt es immer wieder Zeiten oder Bereiche, in denen man kurz aus der Rolle fällt. Das kann beispielsweise beim Auf- und Abbau, auf dem WC, beim Duschen, spät abends beim Lagerfeuer oder bei einer Andacht sein.

Ein Spieler hat mir erzählt, dass er seine Rolle so spielt, wie er sich an seinen verstorbenen Großvater erinnert. Und plötzlich war durch sein Spiel seine Erinnerung wieder real und ihm liefen die Tränen. Es hat ihn sehr getröstet, dass er da nicht alleine war und andere ihn in seiner Trauer aufgefangen haben. Beim Abbauen sagte er, wie gut er sich jetzt fühle, weil es gut für die Verarbeitung seiner Trauer gewesen wäre. Vielleicht lebt sein Großvater auch noch etwas in seiner Rolle weiter.

Im LARP finde ich es wichtig, zwischen dem IT und dem OT zu unterscheiden. Im IT unterscheidet sich ein LARP, was von einen kirchlichen Träger organisiert nicht viel von anderen LARPs. Im OT finde ich schon. Ich finde, dass wir alle viel mehr aufeinander achten und wollen, dass es uns allen gut geht. In Matthäus 25, 40 steht „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ und in Matthäus 18, 20 „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“

Und das sind wir beim LARP. Wir sind dort auch in Gottes Namen beisammen, weil wir zusammen spielen, Spaß haben und auch anderen Menschen zeigen, dass christliches Handeln bedeutet, aufeinander zu achten.

Auch wenn wir dabei im Spiel (IT) Dämonen beschwören oder fremde Götter anbeten. Wir können nämlich gut zwischen dem Spiel und der Wirklichkeit unterschieden.

PS. Falls ihr wollt, noch gibt es ein paar wenige Plätze bei unserem Live-Rollenspiel. Schaut mal auf http://nerd-church.de/projekt/larp-multiplewelten/ , https://www.multiplewelten.eu/ oder sucht im Internet murphy 12 larp. Einige wenige Plätze bei diesem Live-Rollenspiel für Anfängerinnen, Anfänger und Familien haben wir noch frei.

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